Reisebericht Rundreise Südtirol
Fotoreise vom Vinschgau über Meran in die südtiroler Dolomiten (Teil 2)
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Naturpark Schlern-Rosengarten und der Karersee
Unsere nächste Reiseetappe führte in das Gebiet des Naturparks Schlern-Rosengarten mit dem südlich davon gelegenen Karersee unweit des Karerpasses. Die Region ist von Bozen aus in etwa 30 Minuten Fahrzeit durch das Eggental oder das weiter nördlich gelegene Tierser Tal erreichbar.
Der Rosengarten liegt zwischen dem Tierser Tal mit der Ortschaft Tiers und Welschnofen im Eggental auf der westlichen Seite sowie dem Fassatal auf der östlichen Seite. Er verläuft in Nord-Süd-Richtung von der Schlerngruppe bis zum Karerpass und hat eine Länge von etwa 8 km.
Vom Tierser Tal kommend gewinnt man in der Ortschaft St. Cyprian mit seiner kleinen Kirche einen ersten Eindruck von der Gipfelkette des Rosengartens.
Die gut ausgebaute aber wenig befahrene Straße windet sich dann bei 24% Steigung mit zahlreichen Serpentinen und ohne nennenswerten Ausblick stets im Wald bis zum 1690 m hohen Nigerpass. Am Bergasthof Niger-Joch-Haus bietet sich jedoch von der Terrasse aus ein schöner Blick zu der nach Westen verlaufenden Schlerngruppe. Der Rosengarten ist auch hier leider nicht zu sehen.
Südlich des Nigerpasses verläuft die Straße nahezu parallel zur Rosengartenkette. Auf dem Weg zur Frommer Alm, dem Scheitelpunkt der Straße auf 1775 m, passierten wir die Seilbahn ins Eggental sowie die Seilbahn auf die Rosengarten-Hütte (2337 m). Ab hier lichtete sich der Wald zunehmend, sodass sich immer wieder schöne Ausblicke auf einzelne Gipfel des Rosengartens ergaben.
Durch die Nähe der Straße zur Gipfelkette fand sich jedoch nirgends ein umfassender Ausblick auf das gesamte Bergmassiv. Im südlichen Bereich des Rosengartenmassivs hatten wir dann aber doch die Möglichkeit, zumindest einen Teil der Gipfelkette zu fotografieren.
Der Naturpark Schlern-Rosengarten endet dann nach wenigen Kilometern am Karerpass (1758 m), der das Eggental mit dem Fassatal verbindet und damit auch Südtirol mit dem Trentino. Das nahe Trentino ist hier am speziellen Baustil des Hotels Savoy bereits erkennbar. Auf der relativ unspektakulären Passhöhe bietet sich ein letzter Ausblick auf die Südspitze des Rosengartens.
Wenige Kilometer unterhalb des Karerpasses befindet sich am Fuße des Bergmassivs Latemar das geschützte Naturdenkmal Karersee. Das rund 300 m lange und 140 m breite Gewässer wird von unterirdischen Quellen aus dem Latemargebirgszug gespeist. Berühmt ist der kleine Bergsee vor allem für sein tiefgrünes Wasser und die sich über dem umgebenden Wald erhebende Bergkulisse mit der Latemargruppe im Süden.
Hinweis
Mit Sturmböen von bis zu 130 Kilometern pro Stunde fegte Sturm "Vaia" Ende Oktober 2018 über Europa hinweg und hinterließ in Südtirol ein Bild der Zerstörung. Besonders am Karerpass wurden die Wälder auf zahlreichen Berghängen komplett zerstört.
Wie durch ein Wunder blieben am Karersee einige Baumgruppen stehen, sodass der Charakter des Sees einigermaßen erhalten blieb.
Unterwegs im Grödner Tal
Eine der beeinduckensten Regionen in den Dolomiten, das Grödner Tal, erreichten wir vom Naturpark Schlern-Rosengarten kommend in nördlicher Richtung über Völs am Schlern und Kastelruth nach etwa 45 Minuten Fahrzeit.
Vom unteren Eisacktal aus erstreckt sich das Grödner Tal auf einer Länge von 25 km in Richtung Osten hinauf zu den Pässen Sellajoch und Grödner Joch. Die Gemeinden St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein bilden mit ihrem geschäftigen Dorfcharakter ideale Ausgangspunkte, um die Gebirgsketten, die das Tal von Nordosten bis Südwesten umgeben, zu erkunden.
Die Täler und Berge sind voll erschlossen. So mangelt es nicht an Wanderwegen, Seilbahnen, Skipisten und Mountainbike-Routen. Eine Vielzahl an Almen und Schutzhütten laden zur einer Rast ein. Über der gesamten Region thront unverkennbar der Langkofel (3181 m), der Hauptgipfel der Langkofelgruppe.
Auch beeindrucken die Geislergruppe und der Sellastock sowie die Puezgruppe, deren hellgraue Felswände nahezu senkrecht aufsteigen. Besonders schön leuchten diese Felsen aus Dolomitgestein morgens und abends von leicht Rosa bis Feuerrot in der Abendsonne.
Die Gemeinde Wolkenstein (1563 m) im Talschluss des Grödner Tals liegt am Fuße des Grödner Jochs (2125 m) und des Sellajochs (2244 m). Beide Passstraßen sind mit dem Auto leicht erreichbar und somit stark frequentiert. Hier bieten sich wunderbare Ausblicke u.a. auf den Langkofel (3181 m) und die Marmolada (3342 m).
Auch die Nachbargemeinde St. Christina (1428 m) hat einige Attraktionen zu bieten. So führt z.B. eine Seilbahn auf den Monte Pana (1636) am Fuße der Langkofelgruppe. Ein weiteres lohnenswertes Ausflugsziel, der Col Raiser (2106 m), befindet sich auf der gegenüberliegenden Talseite unterhalb der Seceda-Alm und ist sehr aussichtsreich über Wanderwege oder eine Seilbahn erreichbar.
Eine Fülle touristischer Ziele bietet St. Ulrich, der Hauptort im Grödner Tal. Südlich des Ortszentrums führt eine Seilbahn hinauf auf die Seiser Alm, eine der größten Hochalmen Europas. Auf einer Höhe von 1680 m bis 2350 m erwarten den Urlauber im Sommer weitläufige Wander- und Radwege.
Im Winter bietet die Seiser Alm 60 km Abfahrtspisten und ein Loipennetz von fast 60 Kilometern. Besonders beeindruckend und nur von der Seiser Alm aus zu sehen ist die charakteristische Form des Plattkofels (2955 m) im Langkofelmassiv.
Compatsch, der Hauptort auf der Seiser Alm, lässt sich entweder mit dem Auto, mit dem Linienbus oder mit einer Seilbahn von der Gemeinde Seis am Schlern aus erreichen. Oben befindet man sich direkt am Fuße der Schlerngruppe, deren Gipfel, der Schlern (2564 m) mit seiner charakteristischen Form ebenfalls imponiert.
Auf der gegenüberliegenden, der Seiser Alm abgewandten Talseite von St. Ulrich liegen die Wandergebiete des Raschötz (2282 m) und der Seceda (2519 m), dem westlichen Ausläufer der Geislergruppe. Auf beide Gipfel führen sowohl Wanderwege als auch Bergbahnen. Der im Gegensatz zur Seceda flache, aber trotzdem aussichtsreiche Bergrücken des Raschötz lädt zum gemütlichen Wandern ein.
Von dem steil abfallenden, nordöstlich gelegenen Seceda-Gipfel erhält man einen atemberaubenden 360°-Grad-Rundblick auf die Sellagruppe und den Langkofel sowie in das nördlich gelegene Villnößtal.
Unser Fototipp
Das eigentliche Highlight ist jedoch der Blick von der Seceda über die Pana Scharte (2447 m) zu den wild zerklüfteten Geislerspitzen in der Geislergruppe. Fotos gelingen hier besonders gut am Nachmittag oder in der Abendsonne.
Das Villnößtal am Fuße der Geislergruppe
Das zum Grödner Tal benachbarte Villnößtal ist mit dem Auto in etwa 45 Minuten erreichbar. Da keine direkte Straßenverbindung zwischen beiden Tälern besteht, muss man in jedem Fall nach Klausen ins 700 m tiefer gelegene Eisacktal hinunterfahren und anschließend wieder hinauf ins 800 m höhere Villnößtal.
Das 24 km lange Villnößtal erstreckt sich vom Eisacktal bei Klausen beginnend in östlicher Richtung. Den Norden des Tals begrenzt die Peitlerkofelgruppe. Im Süden ragen die beeindruckenden Geislerspitzen in die Höhe, besonders gut zu sehen im Dorf St. Magdalena.
Unser Fototipp
Das Dorf St. Magdalena mit seinen schönen Wiesenflächen sowie den Geislerspitzen im Hintergrund ist eines der beliebtesten und wohl auch das bekannteste Fotomotiv im Villnößtal.
Da sich das Villnößtal nach Westen öffnet, gelingen die schönsten Fotos hier speziell am späten Nachmittag oder zum Sonnenuntergang. Morgens liegt die gesamte Szenerie dagegen im Schatten und Mittags herrscht Gegenlicht.
Wer seinen Tagesausflug im Villnößtal vormittags beginnt, der sollte die zunächst ungünstigen Lichtverhältnisse für einen Besuch der bewirtschafteten Zanser Schwaige auf der Zannes Alm (1670 m) nutzen, die landschaftlich sehr reizvoll wenige Kilometer von St. Magdalena entfernt am östlichen Talschluss zu Füßen der Geislerspitzen liegt.
Ab hier unternahmen wir auf breiter Forststraße (Gehzeit einfach etwa 1 Stunde) eine schöne Wanderung zur Geisler Alm und zur Gschnagenhardt Alm (1996 m). Beide Almhütten sind auch Mitte Oktober noch bewirtschaftet und sehr aussichtsreich unterhalb der Geislerspitzen gelegen. Um die Gipfelkette der Geislergruppe im richtigen Licht zu erwischen, empfehlen wir für diese Wanderung den Nachmittag.
Eine weitere Sehenswürdigkeit im Villnößtal ist der historische Ansitz Ranuihof, der im 17. Jahrhundert als Jagdschlösschen diente. Bemerkenswert ist hier vor allem die malerische Ranui-Kapelle auf einer Weidefläche im Talschluss mit den Geislerspitzen im Hintergrund.
Unser Fototipp
Für ein Foto aus der Nähe ist an der Drehabsperrung eine Gebühr von 4,- Euro pro Person zu entrichten. Das landschaftlich schönere Foto mit der Geislergruppe im Hintergrund kann man aber bereits von der Straße zum Ranuihof aus fotografieren. Der ideale Zeitpunkt hierfür ist wiederum der Nachmittag.
Nicht verpassen sollte man eine Fahrt auf der Zufahrtsstraße zum Würzjoch (2004 m), die im weiteren Verlauf zum Gadertal und nach Bruneck ins Pustertal führt. Die Straße ist zwar asphaltiert, stellenweise aber sehr schmal, sodass bei Gegenverkehr oft eine Ausweichstelle gesucht werden muss.
Dafür bietet diese Straße hoch über dem Talgrund sensationelle Ausblicke in das Villnößtal mit der gesamten Gipfelkette der Geislergruppe im Hintergrund. Auch hier empfehlen wir als idealen Zeitpunkt den späten Nachmittag oder den Sonnenuntergang.
Der Naturpark Sextener Dolomiten mit den Drei Zinnen
Als letzte Station unserer Rundreise in Südtirol erreichten wir den im Hochpustertal gelegenen Urlaubsort Toblach, der unserer Meinung nach der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge in die Sextener Dolomiten ist. Die Region ist vom Villnößtal aus über das Würzjoch (2004 m) und das Gadertal nach etwa 2 Stunden Autofahrt erreichbar.
Namensgebend für den Naturpark Sextener Dolomiten ist das vom Hochpustertal nach Südosten verlaufende Sextental mit den Urlaubsorten Innichen und Sexten. Den Urlauber erwartet hier eine der herrlichsten Wanderungen in den Dolomiten, nämlich jene von Sexten in das Fischleintal.
Schon auf einem kleinen Spaziergang oberhalb von Sexten konnten wir einen ersten Blick auf die steil aufragenden Spitzen des Zehner-, Elfer-, Zwölfer- und Einserkofels im Fischleintal genießen.
Sämtliche Gipfel bilden zusammen die sogenannte Sextener Sonnenuhr, das Kerngebiet des Naturparks.
Der Naturpark Sextener Dolomiten wird im Westen durch das nach Süden verlaufende Höhlensteintal begrenzt. Am nördlichen Eingang zum Höhlensteintal befindet sich der Urlaubsort Toblach, auch aufgrund eines Bahnanschlusses verkehrsmäßig sehr günstig gelegen. Auf ruhigen Spaziergängen über die Wiesen oberhalb des Ortes finden sich wunderschöne Ausblicke auf Toblach und das Höhlensteintal.
Neben aussichtsreichen Wanderungen und Spaziergängen erlaubt die günstige Lage an der Pustertaler Schnellstraße auch ausgedehnte Tagesausflüge in das Ahrntal, in die Lienzer Dolomiten, zum Großglockner und zum Pragser Wildsee.
Eine sehr empfehlenswerte Tagestour unternahmen wir u.a. in südlicher Richtung durch das Höhlensteintal. Gleich am Taleingang liegt der malerische Toblacher See, der vom Ortszentrum Toblach auch zu Fuß oder mit dem Bus erreichbar ist.
Wenige Kilometer weiter folgt der Dürrensee, ein weiterer wunderschöner Bergsee inmitten steilaufragender Felsmassive. Besonders eindrucksvoll spiegelt sich hier der Monte Cristallo (3221 m) im ruhigen Wasser des Dürrensees.
Eine lohnende aber auch anstrengende Wanderung führt vom Dürrensee (1406 m) über 8,5 km Wegstrecke durch das Rienztal zur 1000 m höher gelegenen Dreizinnenhütte (2405 m). Der Lohn für die Mühe sind spektakuläre Ausblicke, u.a. auf das Wahrzeichen der Dolomiten, die Drei Zinnen (2999 m), und den Paternkofel (2744 m).
Wer sich die Mühen des Aufstiegs durch das Rienztal sparen möchte, der kann mit dem Auto über Schluderbach und den Misurinasee auf einer Mautstraße zur Auronzohütte (2320 m) am Fuße der Drei Zinnen fahren. Mit minimalem Höhenunterschied ist die Dreizinnenhütte über den Paternsattel (2454 m) in etwa 1,5 Std. erreichbar.
Unser Fototipp
Das Highlight an der Dreizinnenhütte ist der Blick auf die Nordwände der Drei Zinnen. Beste Lichtverhältnisse herrschen hier am späten Nachmittag. Lohnenswert ist auch der Sonnenuntergang im Hochsommer. Denn nur zu dieser Zeit steht die untergehende Sonne fast im Nordwesten und beleuchtet die Nordwände der Drei Zinnen. Den Rest des Jahres bleiben die Drei Zinnen abends im Schatten.
Mit unserer Wanderung am Wahrzeichen der Dolomiten, den Drei Zinnen, fand unsere Rundreise in Südtirol einen würdigen Abschluss. Wunderschöne und teils bizarre Berglandschaften konnten wir in den vorangegangenen Wochen hautnah erleben.
Wer die Apfelblüte im Vinschgau erleben möchte, der sollte diese Rundreise in der Vorsaison im April unternehmen. Ansonsten empfehlen wir als Reisezeit die Nachsaison ab Mitte September bis zum Saisonende Mitte Oktober. Bei weniger stark frequentierten Passstraßen ist das Bergerlebnis dann ungetrübt. Auch kann man sich bei stabilen Wetterverhältnissen an einer ausgezeichneten Fernsicht bei klarer Bergluft erfreuen.