Reisebericht Region Dolomiten
Herbsturlaub im Grödner Tal in den Südtiroler Dolomiten (Teil 2)
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Fotoserie
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Tagesausflug zur Sellagruppe
Ein absolutes Muss für Besucher des Grödner Tals ist die Umrundung der Sellagruppe oder zumindest eine Fahrt auf die beiden Pässe Grödner Joch und Sellajoch. Beide Pässe sind in der Hauptsaison und speziell an den Wochenenden extrem stark frequentiert. Hier wird die Parkplatzsuche auf den Passhöhen zur Geduldsprobe. Alternativ existieren auch Busverbindungen zu beiden Pässen.
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs in der Nachsaison Mitte Oktober war die Lage jedoch deutlich entspannter. So dauerte die Fahrt von St. Ulrich auf beide Passhöhen nie länger als 35 Minuten.
Unser Fototipp
Wer eine Fototour an der Sellagruppe plant, der sollte mit seiner Fotosession unbedingt frühmorgens am Grödner Joch starten. Denn die Ostflanke des Langkofels, die Hauptblickrichtung von der Passhöhe, liegt hier perfekt in der Morgensonne, gegen Mittag verschwindet diese Seite des Bergmassivs dann im Schatten. Nachmittags herrscht in dieser Blickrichtung schließlich Gegenlicht.
Man sollte sich aber nicht auf die sicherlich beeindruckende Landschaft am Langkofel beschränken. Denn die Gegend auf der Passhöhe bietet eine Vielzahl weiterer lohnender Fotomotive.
So ragen oberhalb des Grödner Jochs die wild zerklüfteten Tschier Spitzen (2592 m) in die Höhe. Speziell zum Sonnenaufgang bietet sich hier ein beeindruckendes Farbenspiel.
Auf der Rückseite des Grödner Jochs konnten wir schließlich die Dolomitengipfel in Richtung Falzaregopass sowie die Ortschaft Corvara im Talgrund erblicken. Gut gefiel uns auch die kleine Kapelle direkt am Grödner Joch, speziell in der Morgensonne mit dem Langkofel im Hintergrund.
Wer die zweite Tageshälfte am Sellajoch verbringen möchte, der sollte noch einen Fotostopp in einer Parkbucht kurz vor dem Abzweig zum Sellajoch am Berghang des Culatsch (2086 m) einlegen. Hier hatten wir die Möglichkeit, den Langkofel mit herbstlich gefärbten Bäumen im Vordergrund zu fotografieren.
Für die zweite Hälfte dieser Tagestour bietet es sich an, den Nachmittag am Sellajoch zu verbringen. Die Autofahrt vom Grödner Joch aus dauert etwa 20 Minuten. Kurz vor Erreichen der Passhöhe führt die Straße am Sellajoch-Haus vorbei, wo sich auch die Talstation der Seilbahn (nur im Sommer) zur Langkofelscharte (2681 m) befindet.
Wenige Augenblicke später folgt dann das Sellajoch (2242 m) mit einem kleinen Souvenirladen und einem Restaurant. Auf der Passhöhe fällt der Blick sofort auf die gewaltige Langkofelgruppe, deren drei Felsspitzen irgendwie an die Drei Zinnen erinnern.
Unser Fototipp
Die drei Felsspitzen Langkofeleck (3081 m), Fünffinger Spitze (2996 m) und Pta. Grohmann (3111 m) stehen von Vormittag bis zum frühen Nachmittag im schönen, seitlichen Sonnenlicht. Ab dem späten Nachmittag herrscht beim Blick vom Sellajoch aus zunehmend Gegenlicht.
Wanderfreunde haben vom Sellajoch aus zahlreiche Möglichkeiten die umliegende Bergwelt zu erkunden. So führt u.a. direkt vom Parkplatz an der Passhöhe der Wanderweg 649 in die wildzerklüfteten Felsgruppen der Sellagruppe.
Aufgrund von Schneefall in der vorangegangenen Nacht begnügten wir uns mit dem ersten Teil dieses sehr aussichtsreichen Wanderwegs und erfreuten uns an den steil aufragenden Sellatürmen, die bereits nach wenigen Gehminuten zu sehen waren.
Vom Sellajoch lassen sich mit Blick in Richtung Osten die gewaltigen Dimensionen des Sellastocks erahnen. Hier erblickten wir hinter einem Wiesenhang die Pordoi Spitze (2952 m), die von der Passhöhe am Pordoijoch auch mit einer Seilbahn erreichbar ist.
Der wahre Blickfang am Sellajoch befindet sich jedoch in südöstlicher Richtung. Hier thront das alles überragende Bergmassiv der Marmolada (3259 m) mit dem einzigen noch vorhandenen Dolomitengletscher. Bei klarem Wetter lohnt es sich hier auf den Sonnenuntergang zu warten, da der Marmoladagletscher von der Abendsonne intensiv angestrahlt wird.
Tagestour auf die Seiser Alm
Auf einer Höhe von 1680 m bis 2350 m liegt eines der größten geschlossenen Hochplateaus der Alpen, die Seiser Alm. Sie ist mit einer Fläche von 57 km² die größte Hochalm Europas. Das touristisch intensiv erschlossene Gebiet lädt im Sommer zu ausgedehnten Wanderungen und Radtouren ein sowie im Winter zum Ski und Snowboard fahren.
Eines der markanten Bergmassive an der Seiser Alm ist die Schlerngruppe. Trotz seiner verhältnismäßig geringen Höhe gilt der Schlern, die westliche Felsnadel, aufgrund seiner charakteristischen Form als Wahrzeichen Südtirols.
Unser Fototipp
Das allgemein bekannte Fotomotiv des Schlern ist nur von der Seiser Alm aus mit Blick nach Westen zu sehen. Als idealen Zeitpunkt zum Fotografieren empfanden wir den Sonnenaufgang sowie den Vormittag. Aufgrund der markanten Form des Schlern lohnen sich auch Fotos im Gegenlicht zum Sonnenuntergang.
Hauptort auf der Seiser Alm ist Compatsch auf der Westseite der Hochebene. Mit Restaurants, Hotels, zahlreichen Geschäften und einem großen Parkplatz bildet Compatsch den ersten Anlaufpunkt für die Besucher.
Hinweis
Compatsch kann man über eine asphaltierte Straße von Seis am Schlern aus mit dem Auto erreichen. Die Parkgebühr in Compatsch beträgt 18,- Euro pro Tag (Stand 2019). Die Straße ist jedoch zwischen 9 Uhr und 17 Uhr für den privaten Autoverkehr gesperrt. In dieser Zeit steht eine Seilbahn ab Seis am Schlern zur Verfügung, mit der man die 800 m Höhenunterschied überwindet.
Alternativ kann man auch mit der Buslinie 10 "Seiser Alm Express" (Seis am Schlern-Kastelruth-Compatsch) auf die Seiser Alm fahren.
Von St. Ulrich ist die Seiser Alm am einfachsten mit der Seilbahn erreichbar, die auch Mountainbikes gegen einen kleinen Aufpreis befördert. Die Bergstation liegt am nordöstlichen Ende der Seiser Alm leider etwas abseits. Jedoch verbindet der in etwa 20 Minuten Fußmarsch erreichbare "Almbus", die Buslinie 11, die wichtigsten Punkte entlang der asphaltierten, von Ost nach West verlaufenden Almstraße.
Hauptattraktion auf der Seiser Alm sind die scheinbar endlosen Wege über die Wiesenflächen der Hochalm vorbei an malerischen Almhütten. Hier sind ausgedehnte Wanderungen und Radtouren möglich, stets mit einem wunderbaren Ausblick auf die umliegenden Dolomitengipfel. Eines dieser dominanten Bergmassive ist natürlich die Langkofelgruppe.
Unser Fototipp
Auffällig beim Blick von der Seiser Alm in Richtung Langkofelgruppe ist die schräg abfallende Fläche des Plattkofels (2955 m). Diese markante Felsformation ist nur von der Seiser Alm aus sichtbar. Vom Vormittag bis in den frühen Nachmittag herrscht beim Blick in Richtung Langkofel starkes Gegenlicht. Erst danach lohnen sich bei schönem Seitenlicht Fotos vom Langkofel.
Auf unserem Tagesprogramm stand eine gemütliche Wanderung von Compatsch zum Panoramarestaurant (auch mit einem Lift erreichbar), wo uns ein schmackhaftes Mittagessen erwartete. Bei Nachmittagstemperaturen von lediglich 8 °C schien es geschützt in der Sonne doch sehr warm. Weiter ging es zur bewirtschafteten Ritsch Schwaige, von wo wir mit dem "Almbus" (2,- Euro pro Person, Stand 2019) zurück nach Compatsch fuhren.
Zum Sonnenuntergang wanderten wir von Compatsch zur Puflatschalpe (2112 m) hinauf. Dort entdeckten wir in der Abendsonne ein wunderschönes Fotomotiv mit einer malerischen Almhütte und dem Langkofel im Hintergrund.
Ausflug in das benachbarte Villnößtal
Das zum Grödner Tal benachbarte Villnößtal ist von St. Ulrich aus mit dem Auto in etwa 45 Minuten erreichbar. Da keine direkte Straßenverbindung zwischen beiden Tälern besteht, mussten wir für diesen Tagesausflug auf der Grödner Straße bis hinunter nach Klausen ins Eisacktal zurückfahren und von dort auf einer asphaltierten Straße wieder hinauf ins Villnößtal.
Das 24 km lange Villnößtal erstreckt sich vom Eisacktal bei Klausen beginnend in östlicher Richtung. Den Norden des Tals begrenzt die Peitlerkofelgruppe. Im Süden ragen die beeindruckenden Geislerspitzen in die Höhe, besonders gut zu sehen im Dorf St. Magdalena.
Unser Fototipp
Das Dorf St. Magdalena mit seinen schönen Wiesenflächen sowie den Geislerspitzen im Hintergrund ist eines der beliebtesten und wohl auch das bekannteste Fotomotiv im Villnößtal.
Da sich das Villnößtal nach Westen öffnet, gelingen die schönsten Fotos hier speziell am späten Nachmittag oder zum Sonnenuntergang. Morgens liegt die gesamte Szenerie dagegen im Schatten und Mittags herrscht Gegenlicht.
Wer seinen Tagesausflug im Villnößtal vormittags beginnt, der sollte die zunächst ungünstigen Lichtverhältnisse für einen Besuch der bewirtschafteten Zanser Schwaige auf der Zannes Alm (1670 m) nutzen, die landschaftlich sehr reizvoll wenige Kilometer von St. Magdalena entfernt am östlichen Talschluss zu Füßen der Geislerspitzen liegt.
Ab hier unternahmen wir auf breiter Forststraße (Gehzeit einfach etwa 1 Stunde) eine schöne Wanderung zur Geisler Alm und zur Gschnagenhardt Alm (1996 m). Beide Almhütten sind auch Mitte Oktober noch bewirtschaftet und sehr aussichtsreich unterhalb der Geislerspitzen gelegen. Um die Gipfelkette der Geislergruppe im richtigen Licht zu erwischen, empfehlen wir für diese Wanderung den Nachmittag.
Eine weitere Sehenswürdigkeit im Villnößtal ist der historische Ansitz Ranuihof, der im 17. Jahrhundert als Jagdschlösschen diente. Bemerkenswert ist hier vor allem die malerische Ranui-Kapelle auf einer Weidefläche im Talschluss mit den Geislerspitzen im Hintergrund.
Unser Fototipp
Für ein Foto aus der Nähe ist an der Drehabsperrung eine Gebühr von 4,- Euro pro Person zu entrichten. Das landschaftlich schönere Foto mit der Geislergruppe im Hintergrund kann man aber bereits von der Straße zum Ranuihof aus fotografieren. Der ideale Zeitpunkt hierfür ist wiederum der Nachmittag.
Nicht verpassen sollte man eine Fahrt auf der Zufahrtsstraße zum Würzjoch (2004 m), die im weiteren Verlauf zum Gadertal und nach Bruneck ins Pustertal führt. Die Straße ist zwar asphaltiert, stellenweise aber sehr schmal, sodass bei Gegenverkehr oft eine Ausweichstelle gesucht werden muss.
Dafür bietet diese Straße hoch über dem Talgrund sensationelle Ausblicke in das Villnößtal mit der gesamten Gipfelkette der Geislergruppe im Hintergrund. Auch hier empfehlen wir als idealen Zeitpunkt den späten Nachmittag oder den Sonnenuntergang.
Naturpark Schlern-Rosengarten und der Karersee
Eine interessante Tagestour unternahmen wir auch in das Gebiet des Naturparks Schlern-Rosengarten sowie den südlich davon gelegenen Karersee unweit des Karerpasses. Die Region ist von St. Ulrich aus in etwa 45 Minuten Fahrzeit über Kastelruth und Völs am Schlern erreichbar.
Der Rosengarten liegt zwischen dem Tierser Tal mit der Ortschaft Tiers und Welschnofen im Eggental auf der westlichen Seite sowie dem Fassatal auf der östlichen Seite. Er verläuft in Nord-Süd-Richtung von der Schlerngruppe bis zum Karerpass und hat eine Länge von etwa 8 km.
Vom Tierser Tal kommend gewinnt man in der Ortschaft St. Cyprian mit seiner kleinen Kirche einen ersten Eindruck von der Gipfelkette des Rosengartens.
Die gut ausgebaute aber wenig befahrene Straße windet sich dann bei 24% Steigung mit zahlreichen Serpentinen und ohne nennenswerten Ausblick stets im Wald bis zum 1690 m hohen Nigerpass. Am Bergasthof Niger-Joch-Haus bietet sich jedoch von der Terrasse aus ein schöner Blick zu der nach Westen verlaufenden Schlerngruppe. Der Rosengarten ist auch hier leider nicht zu sehen.
Südlich des Nigerpasses verläuft die Straße nahezu parallel zur Rosengartenkette. Auf dem Weg zur Frommer Alm, dem Scheitelpunkt der Straße auf 1775 m, passierten wir die Seilbahn ins Eggental sowie die Seilbahn auf die Rosengarten-Hütte (2337 m). Ab hier lichtete sich der Wald zunehmend, sodass sich immer wieder schöne Ausblicke auf einzelne Gipfel des Rosengartens ergaben.
Durch die Nähe der Straße zur Gipfelkette fand sich jedoch nirgends ein umfassender Ausblick auf das gesamte Bergmassiv. Im südlichen Bereich des Rosengartenmassivs hatten wir dann aber doch die Möglichkeit, zumindest einen Teil der Gipfelkette zu fotografieren.
Der Naturpark Schlern-Rosengarten endet dann nach wenigen Kilometern am Karerpass (1758 m), der das Eggental mit dem Fassatal verbindet und damit auch Südtirol mit dem Trentino. Das nahe Trentino ist hier am speziellen Baustil des Hotels Savoy bereits erkennbar. Auf der relativ unspektakulären Passhöhe bietet sich ein letzter Ausblick auf die Südspitze des Rosengartens.
Wenige Kilometer unterhalb des Karerpasses befindet sich am Fuße des Bergmassivs Latemar das geschützte Naturdenkmal Karersee. Das rund 300 m lange und 140 m breite Gewässer wird von unterirdischen Quellen aus dem Latemargebirgszug gespeist. Berühmt ist der kleine Bergsee vor allem für sein tiefgrünes Wasser und die sich über dem umgebenden Wald erhebende Bergkulisse mit der Latemargruppe im Süden.
Hinweis
Mit Sturmböen von bis zu 130 Kilometern pro Stunde fegte Sturm "Vaia" Ende Oktober 2018 über Europa hinweg und hinterließ in Südtirol ein Bild der Zerstörung. Besonders am Karerpass wurden die Wälder auf zahlreichen Berghängen komplett zerstört.
Wie durch ein Wunder blieben am Karersee einige Baumgruppen stehen, sodass der Charakter des Sees einigermaßen erhalten blieb.