Fotoblog - Fotos bei besonderen Lichtverhältnissen
Tipps und Ideen: Stimmungsvolle Architektur- und Landschaftsfotos zur Blauen Stunde
Mit dem Begriff blaue Stunde verbinden Fotografen eine gewisse Zeitspanne nach dem Sonnenuntergang bzw. vor dem Sonnenaufgang. Obwohl sich die Sonne in dieser Zeit unterhalb des Horizonts befindet, ist die blaue Stunde durch einen intensiv blau leuchtenden Himmel gekennzeichnet. Wir nutzen die kalte Jahreszeit gerne für Aufnahmen zur blauen Stunde, da wird dann aufgrund des frühen Sonnenuntergangs nicht bis spätabends auf die speziellen Lichtbedingungen warten müssen.
Physikalisch verantwortlich für die intensive Blaufärbung des Himmels ist die sogenannte Chappuis-Absorption. Die blaue Stunde beginnt genau dann, wenn die Sonne in einem Winkel von 6° Grad unter dem Horizont steht. Hierbei treten die Lichtstrahlen der Sonne sehr flach in die Erdatmosphäre ein. Die Ozonschicht filtert die roten und gelben Farbanteile komplett heraus. Übrig bleiben die für die blaue Stunde typischen blauen Farbanteile am Himmel.
Die fotografisch interessante Zeit beginnt etwa 30 Minuten nach Sonnenuntergang und dauert 15 bis 20 Minuten. Entsprechend umgekehrt gelten diese Zeitangaben für den Sonnenaufgang. Die exakten Zeiten sind aber auch abhängig von der Jahreszeit und vom geografischen Standort. So ist die blaue Stunde am Äquator erheblich kürzer als in den mittleren Breiten oder in Polnähe. Generell gilt, je steiler die Sonnenbahn innerhalb des Tages verläuft, umso kürzere Zeiten ergeben sich für die blaue Stunde.
Unter den Aufnahmen zur blauen Stunde finden sich vorwiegend Architekturmotive. Hier bieten sich vor allem künstlich beleuchtete Gebäude als Hauptmotiv im Vordergrund an. Fehlt dagegen jegliche Beleuchtung, so geht die spezielle Wirkung verloren. Besonders reizvoll sind auch stille oder fließende Gewässer im Vordergrund, die das Licht bzw. das Motiv im Wasser reflektieren.
Um ein solches Motiv wirkungsvoll in Szene zu setzen, ist ein Stativ unbedingt erforderlich. Da wir stets eine moderate ISO-Empfindlichkeit bis max. 640 verwenden, um das Bildrauschen zu minimieren, ergeben sich relativ lange Belichtungszeiten von mehreren Sekunden. Durch die sich sehr dynamisch ändernden Lichtverhältnisse muss die Belichtungszeit während der blauen Stunde fortwährend angepasst werden.
Um das Verwackeln zu verhindern, verwenden wir stets einen Fernauslöser. Denn das Betätigen des Kameraauslösers führt bereits zu Vibrationen. Auch arbeiten wir stets im Live-View-Modus, da das Hochklappen des Spiegels zu Beginn der Aufnahme ebenfalls Verwacklungen verursacht. Hier kann jedoch auch eine eingestellt Spiegelvorauslösung von 10 Sekunden Abhilfe schaffen.
Zu Beginn der blauen Stunde stellen wir den Weißabgleich generell auf Sonnenlicht ein, da die im Vordergrund stehenden Gebäude mit ihrem warmen, gelblichen Farbton einen schönen Kontrast zum natürlich aussehenden, dunkelblauen Himmel bilden. In der Endphase, wenn der Himmel schon dunkelblau bis fast schwarz ist, wechseln wir stets zum automatischen Weißabgleich. Das Restblau des Himmels bleibt von diesem Weißabgleich nahezu unbeeinflusst.
Während der blauen Stunde sollte man vorwiegend in Richtung Westen zur untergehenden Sonne fotografieren, da hier der Abendhimmel besonders hell leuchtet. Erlaubt das Motiv jedoch nur das Fotografieren in der entgegengesetzten Richtung, so wirkt der Abendhimmel oft kontrastarm und matt.
Mit zunehmender Dunkelheit arbeitet der Autofokus immer unzuverlässiger. Daher sollte bereits kurz nach Sonnenuntergang fokussiert und diese Einstellung während der blauen Stunde beibehalten werden. Möchte man jedoch im Dunkeln den Standort wechseln oder es muss nachfokussiert werden, so sollte man den Live-View-Modus in Verbindung mit dem manuellen Fokus benutzen. In diesem Fall suchen wir stets eine punktförmige Lichtquelle, wie z.B. eine Straßenlaterne oder eine Ampel, die im Dunkeln noch gut erkennbar ist und fokussieren manuell nach.
Wie bereits beschrieben, eignen sich Architekturmotive besonders gut für Fotoaufnahmen zur blauen Stunde. Uns gefallen aber auch Landschaftsfotos, speziell Winterlandschaften, die zur blauen Stunde ebenfalls sehr schöne Fotos ergeben. Besonders stimmungsvoll wirkt hier zur blauen Stunde das in den Schneeflächen reflektierte Restlicht der Sonne. Idealerweise enthält das Motiv noch einige schwache, künstliche Lichtquellen, wie z.B. eine abendlich erleuchtete Ortschaft im Hintergrund.