Blog - Wetterverhältnisse an der Alpennordseite
Wetterverhältnisse zur Laubfärbung an der Alpennordseite
Auch in diesem Jahr lockten die klare Bergluft und die intensive Laubfärbung im Oktober zu ausgiebigen Wanderungen und Fototouren in die bayerischen Alpen. Im Oktober freuen wir uns regelmäßig auf schöne Herbstmotive. Doch in diesem Jahr herrschte über mehrere Wochen langanhaltend schönes Wetter mit ungewöhnlich hohen Temperaturen, wodurch auch die Nächte durchweg frostfrei blieben. Dies ist jedoch eine zwingende Voraussetzung für intensiv gefärbte Laubbäume. Dementsprechend mager war auch die diesjährige Ausbeute an ausdrucksstarken Landschaftsfotos mit schöner Laubfärbung.
Grund für diese Wetterlage waren die Luftströmungen, die sich aus dem Zusammenspiel von Tiefdruck- und Hochdruckgebieten in der Atmosphäre ergeben. Typischerweise ist jedem Tiefruckgebiet ein zugehöriges Hochdruckgebiet zugeordnet, die bei einer stabilen Wetterlage stationär verbleiben, bei einer wechselhaften Wetterlage sich dagegen von West nach Ost bewegen. In Europa, bzw. auf der Nordhalbkugel generell, drehen sich die Luftmassen um ein Tiefdruckgebiet entgegen dem Uhrzeigersinn, um ein Hochdruckgebiet entsprechen im Uhrzeigersinn.
Befindet sich nun ein aufziehendes Tiefdruckgebiet in Westeuropa und das zugehörige Hochdruckgebiet in Osteuropa, so ergibt sich entsprechend der rechts gezeigten Grafik eine südliche Luftströmung, die milde Mittelmeerluft in den Alpenraum bringt. Nördlich der Alpen im bayerischen Alpenvorland ist die Wetterscheinung als Föhn bekannt. Bei einer derartigen Wetterlage sind in München und Umgebung auch im Winter kurzzeitig Temperaturen von 20 °C möglich. Dann öffnen alle Straßencafés und Unmengen an Ausflüglern starten in Richtung Alpen und zu den bayerischen Seen.
Beim Föhn handelt es sich um einen aus südlicher Richtung wehenden Fallwind, der nur in der kälteren Jahreszeit vom Herbst bis zum Frühjahr für kurze Zeit auftritt. Sobald dieser Südwind auf den Alpenhauptkamm in 3500 m Höhe trifft, regnet die Luft auf der Alpensüdseite ab, weht relativ trocken über den Alpenhauptkamm und trocknet beim Absinken in das Alpenvorland weiter ab. Damit wird im Flachland eine extrem geringe Luftfeuchtigkeit erreicht, die unter besten Bedingungen eine Fernsicht von über 200 km erlaubt.
User:Perconte, CC BY-SA 2.5, via Wikimedia Commons
Der Föhn weht oft nur an einem einzigen Tag für wenige Stunden, und zwar genau dann, wenn für den nächsten Tag eine aus Westen aufziehende Regenfront angesagt ist. In diesem Herbst hielt aufgrund der untypisch stationären Wetterlage der Föhn jedoch über mehrere Tage an und ermöglichte uns mehrere schöne Fototouren mit außergewöhnlicher Fernsicht, so z.B. morgens am Starnberger See mit Blick zur Zugspitze (siehe Foto unten).
Wer diese optimalen Fotobedingungen im Frühjahr oder Herbst erleben möchte, der sollte den Wetterbericht genau verfolgen und auf das in der obigen Grafik abgebildete Muster auf den Wetterkarten achten.
Aufgrund der oben beschriebenen Wetterlage war es in diesem Jahr besonders schwierig zu beantworten: Wann befindet sich die herbstliche Laubfärbung auf ihrem Höhepunkt? Unseren Beobachtungen zufolge konnte man in den letzten Jahren im Münchner Umland von Mitte Oktober bis Ende Oktober die intensivste Laubfärbung beobachten.
Im Bergland bis etwa 1000 Höhenmetern beginnt die Laubfärbung jedoch bereits Anfang Oktober und Mitte Oktober verlieren die ersten Laubbäume ihre Blätter, im Bergland auf der Alpensüdseite jeweils zwei Wochen später. Dies ist aber auch von der vorherrschenden Baumart abhängig und besonders vom Wetter.
Besonders schöne Fotomotive ergeben sich bei einer flächendeckenden, gleichmäßigen Laubfärbung, die unmittelbar nach den ersten kalten Herbstnächten, idealerweise mit etwas Frost, einsetzt. Durch die diesjährige langanhaltende Schönwetterperiode im Oktober sanken die Nachttemperaturen im Münchner Umland und in den bayerischen Alpen jedoch nie unter 8 °C.
Damit fehlte für die Natur auch der allgemeine Startschuss für den Beginn der Laubfärbung. Letztendlich waren nur an einzelnen Baumgruppen intensiv gefärbte Blätter zu sehen, während benachbarte Bäume ihr Laub bereits verloren hatten. Besonders ausdrucksstarke Herbstaufnahmen (siehe Foto unten) waren in diesem Jahr daher nur selten möglich.