Aufnahmen mit Polarisationsfilter
Tipps & Tricks für das perfekte Reisefoto
Allgemein
Der Polarisationsfilter gehört zu den wichtigsten Werkzeugen des ambitionierten Fotografen. Sein Einsatz in der Fotografie erfolgt aufgrund der physikalischen Eigenschaft, komplementär polarisiertes Licht absorbieren zu können. Hierbei werden reflektierte Lichtstrahlen, die in einer unerwünschten Ebene schwingen, gezielt unterdrückt.
In der Fotografie wird dieser Effekt folgendermaßen ausgenutzt:
- Vermeidung von Reflexionen an nichtmetallischen Oberflächen
- Verbesserte Farbsättigung auf matten Oberflächen
- Absorption von Streulicht in der Atmosphäre
Beim Einsatz eines linearen Polarisationsfilters an einer modernen analogen oder digitalen Spiegelreflexkamera muss beachtet werden, dass linear polarisiertes Licht bei der Innen-Belichtungsmessung zu falschen Messergebnissen führt. Auch sind Fehlfunktionen des Autofokus möglich.
Daher werden im Fachhandel überwiegend zirkulare Polarisationsfilter angeboten, deren zirkular polarisiertes Licht die Messeinrichtungen moderner Spiegelreflexkameras nicht beeinflusst. Erkennbar sind diese Filter an der seitlichen Aufschrift "circ", "circular", "CPL" oder ähnlichen Bezeichnungen.
Außerdem sollte beachtet werden, dass ein Polarisationsfilter die einfallende Lichtmenge um etwa zwei Blendenstufen reduziert.
Reflexionen an nichtmetallischen Oberflächen
Beim Fotografieren glatter Oberflächen, wie z.B. Fensterscheiben oder lackierte Oberflächen, werden dahinterliegende Bereiche durch Reflexionen mehr oder weniger überstrahlt und sind dadurch auf dem Foto nicht sichtbar.
Da das Licht an nichtmetallischen Oberflächen immer in einem bestimmten Winkel reflektiert wird, können die störenden Reflexionen mit einem korrekt eingestellten Polarisationsfilter beseitigt werden.
Im Beispielfoto sind die unterschiedlichen Polarisationsebenen in der Windschutzscheibe bzw. in der Seitenscheibe des Fahrzeugs gut erkennbar.
Der Polarisationsfilter wurde beim unteren Teilfoto im Gegensatz zum oberen Teilfoto um eine viertel Drehung verstellt. Damit ändert sich die Polarisationsebene, womit die Reflexionen an der Windschutzscheibe verschwinden.
An der Fahrerseite treten nun jedoch neue Reflexionen auf, die im oberen Teilfoto bei der ursprünglichen Filtereinstellung noch ausgeblendet wurden.
Farbsättigung auf matten Oberflächen
Reflexionen treten jedoch nicht nur an glatten Oberflächen auf. Derartige Effekte äußern sich an matten Oberflächen durch eine reduzierte Farbsättigung, wobei Aufnahmen bei mehr oder weniger starkem Gegenlicht nahezu farblos erscheinen können.
Im Foto ist eine verminderte Farbsättigung besonders am oberen Dach erkennbar. Der eigentliche Farbton der Dachziegel lässt sich durch die starken Reflexionen nicht mehr eindeutig identifizieren.
Eine veränderte Einstellung des Polarisationsfilters schafft auch hier Abhilfe und lässt die Dachziegel in einem kräftigeren Rot erscheinen.
Die Änderung der Polarisationsebene sorgt zudem für eine verminderte Reflexion an den Blattoberflächen der umstehenden Bäume, wodurch sich deren Blattwerk in einem wesentlich intensiveren Grün zeigt.
Streulicht in der Atmosphäre
Lichtstreuung an den in der Luft enthaltenen Partikeln, insbesondere kleinste Wassertropfen, sorgen für diffuse und kontrastarme Lichtverhältnisse.
Dieser Effekt ist bei schwüler und feuchter Sommerluft bzw. bei kalter und trockener Winterluft besonders markant. Während die Farben bei feuchter Luft sehr matt wirken, zeichnen sich Fotos bei trockener Luft durch einen starken Kontrast aus.
Die störende Lichtstreuung in der Atmosphäre kann mit einem Polarisationsfilter, wie im Beispielfoto zu sehen ist, wirksam unterdrückt werden.
Auch an diesem Beispiel ist die intensive Farbsättigung durch den Einsatz eines Polarisationsfilters im unteren Foto gut zu erkennen. Für Fotografen mit besonderem Interesse an der Landschaftsfotografie ist der Polarisationsfilter daher ein unverzichtbares Utensil.
Polarisationsfilter und Sonnenstand
Da die Wirkung des Polarisationsfilters von der Ausrichtung der Kamera in Bezug zur Sonne abhängt, ist für eine maximale Filterwirkung unbedingt der Sonnenstand zu beachten.
Der Fotograf wird die maximale Filterwirkung erzielen, wenn die Sonne in einem Winkel von etwa 90° seitlich rechts oder links bezogen auf die Blickrichtung der Kamera steht. Bei Gegenlicht, oder falls die Sonne im Rücken des Fotografen steht, zeigt der Polarisationsfilter keine Wirkung.
Nach meinem subjektiven Eindruck und nach langjährigen Erfahrungen in der Landschaftsfotografie verstärkt sich dieser Effekt zudem bei tief stehender Sonne. Aufnahmen mit dem Polarisationsfilter in den späten Nachmittags- oder frühen Abendstunden erscheinen daher besonders kontrastreich und effektvoll.
Für eine optimale Filterwirkung empfehlen wir auch die Verwendung unseres Online-Sonnenstandsrechners. Hier kannst du für einen beliebigen Zeitpunkt den Sonnenstand grafisch auf einem Kartenausschnitt deines Fotostandortes anzeigen lassen.
Damit lässt sich grob abschätzen, ob sich bei vorgegebener Blickrichtung die Himmelsrichtung der Sonne vorteilhaft auf das Motiv auswirkt.